Frauenprojekt PA1-together - Dar Es Salaam, Tansania
- Das Frauenprojekt Pa1-together ist ein von einer jungen Südtirolerin initiiertes „Hilfe-zur-Selbsthilfe“-Projekt in der Hauptstadt Tansanias, das wir seit dem Herbst 2017 unterstützen.
AKTUELLER STAND DER DINGE 2019
Julias Arbeit ist unter der einheimischen Bevölkerung sehr gefragt und beliebt, ihre Kurse sind voll belegt, könnten sogar (auf Grund der Nachfragen) zumindest verdoppelt werden. Zurzeit hält sie 2 Kurse ab für je 8 Schülerinnen:
- Anfänger: Montag, Dienstag und Mittwoch mit 2 Lehrern, ganztägig.
- Fortgeschrittene: Donnerstag und Freitag mit 2 anderen Lehrern, ganztägig.
Kursort ist das Geschäft (nicht mehr die Garage), wo man auch gleichzeitig die genähten Stücke verkaufen kann.Die Schülerinnen werden einerseits vom Heim für Straßenkinder, mit dem Julia eng zusammenarbeitet, vermittelt, andererseits aber melden sie sich auch selbst bei ihr, mit der Bitte um Ausbildung. Diese Mädchen kommen vor allem vom Land. Am Beginn der Ausbildung stehen enge Gespräche entweder mit dem Heimleiter oder aber mit den Eltern der Mädchen. Danach wird ein Vertrag unterschrieben, der Rechte und Pflichten sowohl der Mädchen als auch von Julia beinhaltet. Dies aus dem Grunde, damit dieser Ausbildung auch offiziell die entsprechende Ernsthaftigkeit zuteil wird. Die Ausbildung trägt Julias Verein und ist somit für die Mädchen kostenlos. Auch das Mittagessen, die nötigen Materialien (Stoff, Farben für Batique,…), Gehalt der Lehrer und andere Spesen trägt der Verein (siehe Kostenaufstellung). 4mal pro Woche organisiert Julia „Mädchengespräche“ mit Hilfe einer kompetenten Sozialassistentin (vermittelt vom Heim für Waisenkinder). Diese Gespräche sind für die Mädchen sehr wichtig, es werden Themen wie Aufklärung, Aids, Gewalt, Verhütung, Zwangsverheiratung (bereits extrem junge Mädchen, weil zu viele Kinder in der Familie sind…) u.ä.m. behandelt. Diese Gesprächsrunden sind nach Alter der Mädchen gestaffelt: 13-15 Jahre, 15-18 Jahre, 18-20 Jahre, 20+. Alle 2 Wochen findet bei Julia zu Hause ein 2tägiger Batiquekurs unter Anleitung einer eigenen Lehrerin statt, wo die Mädchen der Nähkurse auch dieses Handwerk erlernen. Die Mädchen wohnen nicht mehr mit Julia im gleichen Haus, also entweder im Waisenheim oder bei ihren Eltern bzw. Verwandten. Julia lebt mit ihrem Mann und - seit wenigen Wochen - mit ihrem kleinen Sohn in der Nähe, die Mädchengespräche und Batiquekurse aber finden bei ihr zu Hause statt. Die Mietkosten für dieses Haus übernimmt Julias Mann privat.Das Geschäft: obwohl es sich in einer sehr guten Lage befindet, wo Touristen vorbeikommen, wenn sie an den Strand gehen, trägt es noch bei weitem nicht die Kosten wie erhofft. Es war aber für alle Geschäfte der Gegend ein sehr schwieriges Jahr, so dass man noch etwas „Anlaufzeit“ geben kann/soll. Sollte es so bleiben überlegt sich Julia, ob es sinnvoll ist, ihre Produkte über andere Geschäfte zu verkaufen. Das wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Eine Grobe Kostenaufstellung in Euro der monatlichen Spesen, die Julia in der momentanen Situation hat:
Spesen Lehrer € 230.- (Hauptlehrerin € 110.- + 3 Assistenzlehrer zu je € 40.-) Fahrtspesen Lehrer € 120.- Miete Geschäft € 120.- Sozialassistentin € 40.- Essen € 50.- Material € 300.- Wasser, Strom € 150.- SUMME € 1.010.- Wie bereits erwähnt deckt der Verkauf der Ware im Geschäft noch nicht die Kosten.Julias Plan für das Jahr 2019:Julias Traum und der ihrer Mitarbeiter ist es, in Zukunft ein Zentrum zu schaffen, wo mehrere Mädchen die Möglichkeit einer Ausbildung und somit einer besseren Selbständigkeit bekommen. Ziel ist es, mehrere verschieden Kurse anzubieten, wofür es größere und geeignetere Räumlichkeiten braucht.Geplante Kursangebote:Alle diese Angebote basieren auf den täglichen Lebenssituationen und haben das Ziel, den Mädchen, je nach ihren Fähigkeiten und Neigungen, eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen. Eine offiziell anerkannte Teilnahmebestätigung ist angedacht, Julia ist diesbezüglich im Gespräch mit dem Bürgermeister (der ihre Arbeit wohlwollend unterstützt). Schritte zur Verwirklichung dieses Zentrums:Im Jahr 2019 soll ein größeres Haus (mindesten 4 Zimmer und Küche) mit Hof/Garten angemietet werden. In dieser Anlage kann man dann mit den verschiedenen Kursangeboten beginnen und schauen, wie die Bevölkerung reagiert bzw. das Angebot annimmt. Also ein Start im „Kleineren“ und „Überschaubaren“. Auch kann man wichtige Erfahrungen machen, was funktioniert und was weniger. Die Mietkosten für dieses Haus betragen monatlich € 300, also € 3.600.- im Jahr.
- Nähkurs
- Stoffe färben
- Sprachkurse (englisch)
- Buchhaltung und Computer
- Lesen und Schreiben (manche sind noch Analphabeten)
- Tierhaltung (z.B. Hühnerhaltung)
- Gartenbau
- Flechten, Häkeln, Stricken
- Kochkurse (Catering)
- Kurse im Servicebereich (Tourismus)
- Töpfern
Julias Zukunftstraum:Der Traum für die Zukunft ist, nach den im angemieteten Haus gemachten Erfahrungen ein nachhaltiges Zentrum zu errichten. Dieses kann dann zu einer fixen Institution werden. Endziel kann sein, ein Stück Grund anzukaufen und die nötigen Gebäude zu bauen. Aber dafür braucht es die Erfahrungen, die im Jahr 2019 gemacht werden. Wir von Servus sind von Julias Plänen beeindruckt und haben in ihre wertvolle Arbeit großes Vertrauen. Wir werden ihr sicherlich - nach unseren Möglichkeiten - weiterhin zur Seite stehen.Update vom Jahr 2019,
Projekt Pa1-together
Nach der Geburt von Samir am 3.2.2019 und einer kurzen Baby-Pause ging es ab Anfang Mai wieder los mit dem Projekt.
Wir haben durch eine private Spende über Servus Verein die Möglichkeit bekommen ein Haus anzumieten um dort mehr Platz für verschiedene Kurse zu schaffen. Es dauerte einige Zeit bis wir den geeigneten Platz für das neue Vorhaben gefunden haben. Endlich haben wir dann Anfang Mai das perfekte Hause gefunden, das alle unsere Ansprüchen erfüllt hat. Zu dieser Zeit war meine liebe Mutter Maria Luisa für 2 Wochen und unsere erste freiwillige Helferin Marlis aus Lana für 2 Monate in Tansania und haben uns sehr dabei geholfen unser Zentrum zu eröffnen!
Als wir den ersten Nähkurs Mitte Mai begonnen haben, war die Anfrage groß, so mussten wir 4 weitere Nähmaschinen ankaufen. Jetzt haben wir insgesamt 10 Maschinen. Jeweils 2 Schülerinnen verwenden eine Maschine zusammen und sind verantwortlich für diese.Die Mädchen besuchen das Zentrum von Montag bis Freitag von 08:00-17:00 Uhr.
Es wird mit Nähen gestartet, dann haben sie jeden Tag 2 Stunden Englisch Unterrichtet von 10:00- 12:00 Uhr. Danach wird nach Turnus eingekauft und gekocht. Nach einer Mittagspause sind am Nachmittag Nähkurse oder Gartengestaltung und Tierhaltung. Alles hat seine Ordnung und einen geregelten Zeitplan.
Marlies, eine pensionierte Lehrerin aus Lana machte mit den Mädchen einen Töpferkurs. Wir bauten zusammen einen Brennofen der nun im Zentrum genutzt wird. Die Beteiligten waren begeistert und Marlis wurde ein Teil unserer Gruppe. Sie wird sicher wiederkommen.
Alle 2 Wochen werden gemeinsam Stoffe gefärbt und jeden Freitag sitzen wir alles zusammen und sprechen über alles was die Mädchen beschäftigt.
Die Teilnehmerinnen sind im Alter von 14-25.
Die zwei jüngsten (beide 15 Jahre alt) machen gerade einen intensiven Stützunterricht um eine Aufnahmeprüfung zu machen. Sie möchten ihren Schulabschluss machen, wobei wir ihnen helfen. Wenn man in Tansania die staatliche Prüfung nicht schafft, kann man nicht wiederholen und müsste auf eine Privatschule, die sich sehr wenige leisten können.Wir haben eine super tolle Schneiderin aus Kongo neu im Team, die den Mädchen das Nähen beibringt. Aline ist seit Juni bei uns und wir sind sehr froh darüber.
Da sie in Kongo im Kriegsgebiet lebte musste sie ausreisen, wir helfen ihr mit dem Visum für Tansania.
Neema, unsere Englischlehrerin wird ab Herbst an der Universität in Dar es Salaam, Tourismus und Kommunikation studieren, bleibt aber weiterhin bei uns. Wir sind alle begeistert von ihr und die Mädchen machen große sprachliche Fortschritte.Im Zentrum leben zur Zeit die Lehrerinnen, Anna mit ihren 2 Kindern und ihrem kleinen Bruder (10Jahre), die Schülerin Jackline, ein Waisenkind und Katherin, eine Schülerin die von weit her kommt. Alle anderen sind aus der Gegend und leben bei Eltern oder Verwandte.Wir haben einen Ausschuss im Zentrum gegründet der aus Lehrerinnen und Schülerinnen besteht um sich intensiver mit einigen Sachen zu beschäftigen, was eine große Hilfe für mich ist.
So ist jeweils ein Mitglied für eine Aufgabe verantwortlich:
-Finanzierung
-Buchhaltung
-Einkauf
-Kreativität und Ideensammlung
-Disziplin und Umgang miteinander
-Problembewältigung
-Freizeitgestaltung und Veranstaltungen
-Sauberkeit und Gartengestaltung
-Tierhaltung
-Verkauf (unserer Produkte, aber auch Eier, Gemüse und Früchte die wir im Zentrum ernten)
Der erste Kurs war für 3 Monate geplant, alle Teilnehmerinnen fragten um eine Verlängerung, so geht der erste Kurs bis Ende Oktober. Mit dem Abschluss begleiten wir die Mädchen in das Berufsleben oder geben ihnen die Möglichkeit im Projekt zu bleiben und beim neuen Kurs zu helfen oder für Pa1 Näharbeiten zu machen.
Wir sind wie eine Familie zusammengewachsen und es fühlt sich auch so an.Das Zentrum hat einen großen Garten um das Haus mit vielen Papayabäumen und wir haben verschiede Gemüsesorten im Garten gepflanzt. Zurzeit essen wir jeden Tag unseren Spinat und warten auf Mais, Süßkartoffeln und Okra.
Auch die Tomaten sind fast so weit.
Das Haus hat einen großen Raum wo wir nähen und auch Englisch unterrichten, einen Nebenraum wo wir Schnittmuster zuschneiden; ein Bad mit Dusche für alle, ein Büro und Lagerraum und 2 große Zimmer mit Bad wo die Lehrerinnen und Schülerinnen wohnen.Wir haben im Freien einen Platz, wo wir Stoffe färben können und eine überdachte Terrasse mit großem Tisch, wo wir gemeinsam essen, Versammlungen abhalten und uns austauschen.Der Bürgermeister vor Ort hat das Zentrum besucht und war begeistert, wir vereinbarten ein Treffen im November wo wir konkret über die Pläne für 2020 mit ihm sprechen und wir versuchen gemeinsam, dass die Nähkurse staatlich anerkannt werden und die Teilnehmerinnen ein Diplom dafür bekommen. Das wäre ein großer Erfolg!
2019 ist bis jetzt ein sehr gutes Jahr voller positiven Veränderungen aber auch vielen Herausforderungen, besonders strapaziert habe ich meinen kleinen Sohn der seit seinem zweiten Lebensmonat immer mit dabei ist. Aber nun ist er größer und freut sich von allen Mädchen verwöhnt zu werden.Es ist noch ein Versuch um zu sehen ob wir irgendwann in ferner Zukunft vielleicht unser eigenes Zentrum bauen können und auch zu verstehen was es dazu braucht.
Es ist definitiv eine Bereicherung für uns, mehr Platz zu haben.
Danke für diese Möglichkeit.♥️